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Rüstungsexportpolitik gerichtlich nur begrenzt überprüfbar

Die „Po­li­ti­schen Grund­sät­ze der Bun­des­re­gie­rung für den Ex­port von Kriegs­waf­fen und sons­ti­gen Rüs­tungs­gü­tern“ sind einer ge­richt­li­chen Kon­trol­le auf­grund des Kern­be­reichs exe­ku­ti­ver Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Bun­des­re­gie­rung in die­sem Be­reich weit­ge­hend ent­zo­gen. Das hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin in vier par­al­lel ge­la­ger­ten Kla­ge­ver­fah­ren be­kräf­tigt und dabei Be­ru­fung und Sprung­re­vi­si­on zu­ge­las­sen.

Ex­port­ge­neh­mi­gung für Klein­waf­fen ver­sagt

Die Klä­ge­rin stellt Hand­feu­er­waf­fen her, die unter das Kriegs­waf­fen­kon­troll­ge­setz fal­len. Sie be­an­trag­te in den Jah­ren 2018 und 2019 beim Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um eine Ge­neh­mi­gung zum Ex­port ent­spre­chen­der Klein­waf­fen nach Süd­ko­rea, In­do­ne­si­en und Sin­ga­pur, die dort bei der je­wei­li­gen Armee und bei ver­schie­de­nen Po­li­zei­ein­hei­ten Ver­wen­dung fin­den soll­ten. Der Bun­des­si­cher­heits­rat lehn­te das Vor­ha­ben unter Be­ru­fung auf die ge­än­der­ten „Po­li­ti­schen Grund­sät­ze der Bun­des­re­gie­rung für den Ex­port von Kriegs­waf­fen und sons­ti­gen Rüs­tungs­gü­tern“ ab. In den seit Juni 2019 ver­schärf­ten Grund­sät­zen sei vor­ge­se­hen, dass der Ex­port von Klein­waf­fen in Dritt­län­der grund­sätz­lich nicht mehr ge­neh­migt wer­den solle.

Waf­fen­her­stel­le­rin rügt feh­len­de Ein­zel­fall­prü­fung

Mit der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage rügte die Klä­ge­rin ein er­mes­sens­feh­ler­haf­tes Vor­ge­hen der Bun­des­re­gie­rung. Ins­be­son­de­re habe diese nicht den je­wei­li­gen Ein­zel­fall ge­prüft, so­dass nicht er­sicht­lich sei, warum sie – ob­wohl dies vor­her pro­blem­los mög­lich ge­we­sen sei – keine Klein­waf­fen mehr in die ge­nann­ten Län­der aus­füh­ren dür­fen solle.

VG weist Kla­gen ab: Keine Er­mes­sens­feh­ler

Das VG hat die Kla­gen ab­ge­wie­sen. Die Ab­leh­nung sei unter kei­nem der von der Klä­ge­rin gel­tend ge­mach­ten As­pek­te er­mes­sens­feh­ler­haft. Die Ent­schei­dung sei unter Be­ru­fung auf die „Po­li­ti­schen Grund­sät­ze“ je­weils hin­rei­chend be­grün­det wor­den. Durch die Auf­stel­lung der­ar­ti­ger Grund­sät­ze könne sich die Bun­des­re­gie­rung im Kern­be­reich exe­ku­ti­ver Ei­gen­ver­ant­wor­tung ei­ge­ne Maß­stä­be für die Ge­neh­mi­gung von Her­stel­lung, Be­för­de­rung und für das In­ver­kehr­brin­gen von für die Kriegs­füh­rung be­stimm­ten Waf­fen auf­er­le­gen und ihre bis­he­ri­ge Pra­xis auch än­dern.

Ver­bot des Ex­ports von Klein­waf­fen sach­lich be­grün­det

Le­dig­lich das Will­kür­ver­bot stel­le eine Gren­ze dar, die hier aber nicht über­schrit­ten sei. Die Ver­schär­fung der Pra­xis be­ru­he auf der nach­voll­zieh­ba­ren Er­wä­gung, dass in in­ter­nen und grenz­über­schrei­ten­den Kon­flik­ten die weit­aus meis­ten Men­schen durch den Ein­satz so­ge­nann­ter Klein­waf­fen ver­letzt oder ge­tö­tet wür­den. Grund­rech­te der Klä­ge­rin seien durch die Ab­leh­nun­gen nicht ver­letzt.

zu VG Berlin, Urteil vom 02.11.2020 – 4 K 385.19

Redaktion beck-aktuell, 5. Jan 2021.